Mittwoch, August 30, 2006

Es steht überall, nur nicht in den Sternen

Etwas, das genauso blöd, halt- und evidenzlos und unwissenschaftlich wie IDiotie ist, ist natürlich die Astrologie, die in Deutschland sicher (noch) mehr Anhänger hat, als jene.
Es gibt sogar einen eigenen, ungeheuer trashigen TV-Sender, der den ganzen Tag irgendwelche fertigen Astro-Elsen die armen Schweine, die da anrufen, um ihr Geld zu vernichten, verarschen läßt. Es gibt bereits einige großartige Abrechnungen von Oliver Kalkofe mit diesem Sender und dessen Formaten, die ich hier gar nicht ubertreffen kann und will.

Was ich aber faszinierend und auch ein wenig traurig und bedenklich finde, ist, daß viele die Horoskope in Zeitungen und Zeitschriften besonders emsig lesen, daß daraufhin umso mehr davon gedruckt werden, daß bei Steckbriefen oft das "Sternzeichen" mit angegeben wird, daß ganze Beziehungen darauf aufbauen bzw. im Vorfeld dadurch verhindert werden, daß die Partner zu irgendwelchen Zeitpunkten geboren wurden usf.
Daß sich dieser Mumpitz, der natürlich in einer Kategorie mit Handauflegen, Pendeln, Gläserrücken und Homöopathie rangiert, auch noch den Anstrich der Wissenschaftlichkeit verleiht und es sogenannte professionelle Astrologen gibt, die damit wahrhaftig Geld verdienen, schlägt dem Faß endgültig den Boden aus. Dabei gibt es seit 1985 die unumstößliche und diesmal wirklich wissenschaftlich fundierte und in Nature (sic!) publizierte Erkenntnis, daß es sich bei Astrologie um Mumpitz, Humbug, Betrug, Verarsche und Augenwischerei handelt
(Nature 318, 419-425 (05 Dec 1985)).
In dieser Studie, die ganz bewußt möglichst frei von Voreingenommenheit und
Befangenheit durchgeführt und unter Einbeziehung und mit der Mithilfe von führenden, "professionellen" Astrologen geplant und durchgeführt wurde, konnte an einer großen Zahl von Beispielen gezeigt werden, daß alle Erkenntnisse der Astrologie rein willkürlich, nicht reproduzierbar und ohne jede Korrelation zur Wirklichkeit sind. Die Studie umfaßte zwei Tests:
Im ersten Test wurden von 83 Testpersonen umfangreiche astrologischeProfile erstellt, basierend auf genauer Geburtszeit und dem Geburtsort. Den Testpersonen wurden danach drei astrologische Profile ausgehändigt, wovon jeweils eine auf ihren eigenen Daten beruhte.
Die Personen wurden aufgefordert, aus den drei Karten diejenige herauszufinden, die sie
und ihr Leben am zutreffendsten beschrieb. Der Test ergab, daß genau 33% das richtige Profil wählten und das entspricht damit exakt der Wahrscheinlichkeit für eine zufällige Auswahl. Die Astrologen sagten vorher (und hofften, nehme ich an), daß die Testpersonen zu mindestens 50% das richtige Profil wählen würden.
Beim zweiten Test absolvierten 116 Probanden einen umfangreichen Persönlichkeitstest (California Personality Index) und gaben ihre genauen Geburtsdaten und
den Geburtsort an. Drei Persönlichkeitstests und ein Satz Geburtsdaten, denen einer der
drei Tests zugeordnet war, wurde an Astrologen gegeben, mit der Bitte, die Geburtsdaten
korrekt dem zugehörigen Persönlichkeitstest zuzuordnen. Dies gelang in nur 34% aller Fälle,
was wieder fast exakt der Wahrscheinlichkeit für eine zufällige Auswahl entspricht und wieder hatten sich die Astrologen eine mindestens 50%ige Erfolgswahrscheinlichkeit vorhergesagt.

Tja, was soll man dazu noch sagen, außer "ich habe es immer gewußt bzw. gleich gesagt!"? Schön ist, daß man diese Studie jedem Astro-Nerd, der einem mit pseudowissenschaftlichen Argumenten und irgendwelchem Tribal-Gesäusel kommt, um die Ohren hauen kann. Wenn harte Wissenschaft ins Spiel kommt, dann geht dieser Schund unter. Bleibt nur die Frage, wieso immer noch so viele Leute an diesen Schwachsinn glauben. Leider gibt es dieses Buch, daß sich mit dieser Frage befaßt, nicht in Deutschland zu kaufen. Wer es findet, möge sich doch bitte melden!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Etwas, das genauso blöd, halt- und evidenzlos und unwissenschaftlich wie IDiotie ist, ist natürlich die Astrologie, die in Deutschland sicher (noch) mehr Anhänger hat, als jene."

Das hängt davon ab, wie Wissenschaft definiert wird. Obe Ihnen passt oder nicht, Theologie zum Beispiel ist Wissenschaft. Naturwissenschaft ist lediglich eine kleiner Ausschnitt der Gesamtwissenschaften und nicht einmal der bedeutendste. Wer bestimmt eigentlich mit welchem Recht, was Wissenschaft ist? Früher war es die Kirche, heute ist es die Naturwissenschaft. Die Mechanismen, einschliesslich Inquisition sind die gleichen, nut die Methoden haben sich geändert. Man verbrennt Gelehrte die eine ander Meinung vertreten nicht mehr auf dem Scheiterhaufen, aber man zerstört sie mit Verleumdungen.
Die Astrologen bestimmen ihre Wissenschaft immer noch selber und lsssen sich von niemandem vorschreiben, was Wissenschadft zu sein hat.
Im übrigen hat die Astrologie Antworten auf die grundlegenden Fragen, die die Menschen im Land draussen bewegen. Naturwissenschaft hat keine Antworten. Und schliesslich noch zum Schluss. Es ist die Astronomie, die zu jenen Wissenschaften gehört, die am meisten Kosten verrursachen, obschon sie weder in der Gegenwart noch in ferner Zukunft der menschlichen Gemeinschaft irgendwelchen Nutzen bringen; sie und die übrigen Naturwissenschaften werden grosszügig mit Steuergeldern finanziert, die die Menschen durch Arbeit erst einmal verdienen müssen. Astrologen stehen dagegen in freien Wettbewerb.
Und noch ein Letztes:Die Art und Weise, wie Sie in Ihrem Artikel schreiben erinnert in der Wortwahl fatal an eine weniger ruhmreiche Zeit - gerade für die Naturwissenschaftler.

Obwohl ich kein Kreationist bin, kann ich feststellen, dass die die "Zufallshypothese" ebenso wie die "Schöpfungshypthese" reine Spekulationen sind. Selbstverständlich gab und gibt es die Evolution, aber wie das Leben auf unseren Plenten kam, weiss niemand wirklich!

Corn hat gesagt…

Wow, lange nicht mehr soviel dummes Zeug auf einem Haufen gesehen! Zunächst mal: es gibt durchaus eine Definition für Wissenschaft. Sie lautet: "Wissenschaft ist die Tätigkeit des Erwerbs von Wissen durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird, sowie die Gesamtheit des so erworbenen menschlichen Wissens. Forschung ist die methodische Suche nach neuen Erkenntnissen, ihre systematische Dokumentation und Veröffentlichung in Form von wissenschaftlichen Arbeiten. Prinzipiell jedermann soll die Forschungsergebnisse nachvollziehen, überprüfen und für sich nutzen können."

Nun zu einigen Ihrer Behauptungen (ich habe jeweils original zitiert, mit allen Fehlern):
- "Theologie ist zum Beispiel Wissenschaft": Wie Sie hoffentlich einsehen, widerspricht diese Aussage mehreren Aspekten der obigen Definition. Das wichtigste ist, daß der Gegenstand selbst der Theologie Fiktion ist. Was soll eine "Wissenschaft" bringen, bei der selbst die Existenz des zentralen Gegenstandes nicht bewiesen ist? Es geht weiter: Neues Wissen kann aus dem Grund, daß der zentrale Gegenstand der Theologie bestenfalls eine menschliche Erfindung ist, kaum erlangt werden, da alles "Wissen" darüber entweder schon vorliegt, oder noch er- nicht gefunden werden muß. Daraus folgt, daß es auch keine theologische Forschung im Sinne wissenschaftlicher Forschung geben kann. Und selbstverständlich ist nicht gegeben, daß vermeintliche "Ergebnisse" theologischer "Forschung" von jedermann nachvollzogen werden kann.
Theologie ist mithin gar nichts, außer das ziel- und wirkungslose, apologetisch-leere Herumgedenke alter Männer über einen Popanz und ein uraltes, viertklassiges Märchenbuch.
- "Die Mechanismen, einschliesslich Inquisition sind die gleichen...": dieser Vergleich ist so hahnebüchen, daß man dazu eigentlich nichts mehr sagen muß. Ich möchte lediglich erwähnen, daß die Bewertung wissenschaftlicher Leistungen und wissenschaftlich Tätiger in und durch die scientific community auf rein objektiver, sogenannter peer reviewed Basis beruhen und jeder, der seine Behauptungen oder "Ergebnisse" durch Evidenz untermauern kann, nicht nur gehört, sondern auch veröffentlicht wird. Einen "Gelehrten", der mit harten Fakten und guter Wissenschaft aufwarten kann, kann man nicht "zerstören". Wir haben hier also keine Zwänge, Ränke, Dogmen, Indices, Hetze und vor allem keine Denkverbote aufgrund von indoktrinierten Wahnvorstellungen, wie sie die Kirche berühmt gemacht hat.
- "Die Astrologen bestimmen ihre Wissenschaft immer noch selber und lsssen sich von niemandem vorschreiben, was Wissenschadft zu sein hat.": Daß Ihnen so ein "Argument" nicht peinlich ist, wundert mich! Astrologie ist also wissenschaftlich, weil die Astrologen dieser Meinung sind? Interessant. Ich hoffe, die Astrologen kommen nie auf die Idee, daß z.B. medizinische Diagnosen ab sofort aus den Horoskopen abgeleitet werden müssen. Abgesehen davon erfüllt die Astrologie natürlich auch nicht die Kriterien der Definition der Wissenschaft und wie in meinem Blogeintrag dargelegt, taugen ihre Vorhersagen absolut rein gar nichts. Die Astrologie sollte sich geehrt fühlen, daß ihre wissenschaftliche (!) Dekonstruktion sogar für eine Publikation in nature ausreichte. In Nature 447, 528 (31 May 2007) beschreibt ein Leser, daß er mit einer statistisch relevanten Zahl seiner Studenten ein anderes Experiment zur Untersuchung der Vorhersagekraft und Stimmigkeit von Horoskopen durchführte und zeigen konnte, daß die Vorhersagekraft der Horoskope keinen Deut über einer zufälligen Zuordnung liegt. Ich nehme an, daß Sie an Horoskope glauben (bestimmt nur an die guten) und daß sie der Gedanke stört, daß das alles Humbug ist, bedauerlicherweise ändert dies jedoch nichts an der Sachlage, daß es sich bei Astrologie um unwissenschaftlichen, unbewiesenen, absurden, mystischen Schwindel handelt
- "Im übrigen hat die Astrologie Antworten auf die grundlegenden Fragen, die die Menschen im Land draussen bewegen. Naturwissenschaft hat keine Antworten": Schon wieder so ein Satz, bei dem mir fast die Spucke wegbleibt! Was, denken Sie, sind denn die "grundlegenden Fragen", die die Menschen "im Land draußen" bewegen? Und wie kommen Sie auf die kranke Idee, daß ausgerechnet die Astrologie diese beantworten kann? Oder reicht es Ihnen schon aus, daß die Astrologie einfach nur irgendwelche Antworten gibt, die nichts mit der Wahrheit zu tun haben? Wenn das so ist, führen Sie Ihre vorherige Behauptung, Astrologie sei Wissenschaft, selbst ad absurdum. Glauben Sie, die Leute sind so dumm und hirntot, daß es ihnen ausreicht, auf ihre Fragen nur irgendeine Antwort zu bekommen? Und wie können Sie es wagen zu behaupten, die Naturwissenschaft hätte keine Antworten? Was glauben Sie wohl, wem Sie mehr zu verdanken haben, der Astrologie oder den Errungenschaften der Naturwissenschaft?!?
- "Es ist die Astronomie, die zu jenen Wissenschaften gehört, die am meisten Kosten verrursachen": diese Behauptung weist Sie als bildungsfernen Wissenschaftsfeind aus! Wenn Wissenschaft nur in Hinsicht auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit oder unmittelbaren Nutzen betrieben worden wäre, säßen wir heute noch in den Höhlen. Wissen ist ein Gut an und für sich und die Erlangung von Wissen ist Legitimation genug für die Forschung, die diesem Zwecke dient. Es ist zutiefst kleinbürgerlich und dummdreist, die "arbeitenden Menschen" (denn Wissenschaftler arbeiten ja nicht, richtig?) als ausgenutzte Gönner der unnützen Wissenschaften darzustellen. Wie, glauben Sie, sähe denn die Arbeit, egal in welchem Bereich, ohne die Wissenschaft und deren Errungenschaften aus?
- "Die Art und Weise, wie Sie in Ihrem Artikel schreiben erinnert in der Wortwahl fatal an eine weniger ruhmreiche Zeit - gerade für die Naturwissenschaftler." Ach je! Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, wie es so schön heißt. Wie lautet der Untertitel dieses Blogs? Davon abgesehen sind es genau Leute wie Sie, die eine deutliche und durchaus schneidende Wortwahl notwendig machen, wenn man sich vor unterdrücktem Zorn nicht ein Magengeschwür zuzuiehen will. Im übrigen erinnert mich Ihre Wundergläubigkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit, Anti-Intellektualität und Ihr Mißtrauen gegen Alles jenseits Ihres bescheidenen Horizontes, wie sagten Sie?, "fatal an eine weniger ruhmreiche Zeit".
- "Obwohl ich kein Kreationist bin, kann ich feststellen, dass die die "Zufallshypothese" ebenso wie die "Schöpfungshypthese" reine Spekulationen sind": Bitte welche "Zufallshypothese"? Meinen Sie ggf. die Evolutionstheorie? Dann haben Sie entweder nichts verstanden (wovon ich ausgehe) oder bedienen sich eines beliebten Kreationisten-Kunstgriffes: des Strohmanns. Die Evolutionstheorie ist keine "Zufallshypothese", sondern eine außerordentlich gut mit Evidenz belegte, wissenschaftliche Theorie, die als Ursache für die Entstehung der Arten neben zufällig auftretenden Mutationen den ganz und gar nicht zufälligen Mechanismus der gezielten natürlichen Selektion beschreibt. Daß diese beiden ineinandergreifenden Mechanismen in der Lage sind, hochkomplexe, funktionale Strukturen hervorzubringen, zeigen auch die Disziplinen der Elektronik und Robotik, wie hier New Scientist 156 (15 Nov.): 30-34 und hier Nature 406: 974-978 nachzulesen.
Ich empfehle Ihnen (wie schon Herrn Mixa: http://abgruende.blogspot.com/2007/07/aha-der-experte-meldet-sich-zu-wort.html), sich nur zu etwas zu äußern, wenn Sie sie das auf qualifizierte Weise zu tun vermögen.