Dienstag, Februar 26, 2008

Land der Dichter und Denker?

Tempi fuckin' passati, würde ich mal sagen!!!! Ich bin wahrhaftig kein Freund der Popular"musik" und die deutschen (im Gegensatz zu den finnischen) sogenannten "Charts" waren für mich immer eine zuverlässige Liste der Anti-Empfehlungen, bilden sie doch präzise den schlechten deutschen Massengeschmack für "Musik" ab. Normalerweise finden sich dort also die Absonderungen von den ewig gleichen, stromlinienförmig auf Format gewichsten, massenkompatiblen Pop-Kreaturen, Schunkelhallodris, Hiphopsern und ähnlichem Geschmeiß. Es ist fades, talentloses, easy-listening Geräusch unterschiedlicher Nerv-Intensität mit etwa so viel emotionalem Nährwert, wie ein schönes Glas lauwarmes Brackwasser. Das ist natürlich jedem bekannt und schockiert mich meist nur noch am Rande und theoretisch.
Doch nun ist es den Deutschen endlich gelungen, ihr Erbe als Volk der Kultur endgültig und unwiderruflich in den Staub zu treten. Was nun (am 26.2.2008) auf Platz 1 der Charts steht, ist ... ist... ich....also.... ABGRÜNDE TUN SICH AUF!!! Davon verdrängt zu werden haben nicht mal Bohlen und Konsorten verdient, denen ich ansonsten von Herzen eine eitrige Wurzelkanalentzündung wünsche. Deutschland hat sich für den "Kuschel-Song" entschieden vom virtuellen "Künstler" (ich kriege langsam eine Sehnenscheidenentzündung von den vielen Anführungszeichen) "Schnuffel". Ich darf an dieser Stelle noch erwähnen, daß diese Geräusche zuvor in den "Klingelton-Charts" (ich wollte es ja auch nicht glauben, daß es sowas geben darf) zu Erfolg kamen - also muß der Song ja hervorragend sein!
Worum handelt es sich nun also beim "Kuschel Song"? Auf der Basis von gema-freiem, hirnlosem Kinderkirmestechno (sowas, was vermutlich bei Pornos im Hintergrund läuft) "singt" eine hochgepitchte, tödlich nervende, computerverfremdete Schlumpf-Stimme, die, wie im dazugehörigen Video (ja, das gibt es natürlich) suggeriert, einem vermutlich niedlich gemeinten Zeichentrick-Rammler zugeordnet werden soll, folgende hochpoetische Dinge:
Kuschel , kuschel , kuschel , kuschel ,
du bist mein kleiner süßer Schnuffel .
Du bist mein kleiner süßer Stern ,
hab dich zum kuscheln gern .
Vermeintlich "menschelnde" Kindergarten-Lyrik, die anheimelnd und kuschelig wirken soll und doch ihre industrielle "Emotion"-Prägung keine Sekunde verhehlen kann.
Und damit ein der Sprache Schillers Unkundiger nicht vom Genuss des Werkes ausgeschlossen bleibt, hat man einige der Strophen vorsichtshalber in 5.Klasse-Hauptschule-Englisch "übersetzt":
I do anything for you,
there is nothing I wouldn't do.
smile a kinda and then hug me,
with you I always want to be.
Hier ist der Beweis (Quelle):

Ich habe mir das also nicht zusammenphantasiert!
Falls jemand meine Darstellung für übertrieben oder einfach nur unglaubwürdig hält, kann er sich hier überzeugen, daß da wirklich unglaubliches verbrochen wurde.

Wie kann sowas sein? Da zweifelt man doch am Menschsein! Daß sich eine retardierte, professionell pubertierende 13-jährige so etwas auf ihr pinkes Glitzer-Mobiltelephon lädt und jedes Mal vergnügt quietscht, wenn ihre beste Freundin anruft (und sich bereits 2 Jahre später für diese Erinnerung so schämt, daß sie nachts nicht einschlafen kann), ist ja mit etwas Mühe gerade noch vorstellbar. Daß sowas aber zum beliebtesten Geräusch eines ganzen Landes, voller Einwohner, die dafür auch noch echtes Geld ausgeben, wird, ist so grenzenlos absurd, daß ich es schon fast wieder geil finden müßte.

Volksverdummung extrem! Frei- und mutwillige Abkehr von allen Triumphen, Errungenschaften und Wundern der abendländischen Musik und Lyrik! Eine tiefe Verneigung vor der Devolution der Kultur, der plastifizierten Dummheit und der Abkehr von Kunst in Sprache und Musik!

Danke, Deutschland!

Mittwoch, Februar 20, 2008

Getretener Quark...

das wußte schon unser aller Geheimrat G., wird breit, nicht stark. Die Rolle des Quarks kommt ja seit jeher dem Kreationismus und seinen Pseudopodien (ID etc.) zu. Das "Treten" übernimmt, man höre und staune, nun das erste "wissenschaftliche" "peer reviewed" Journal für "creation research"!! Kein Scherz! Es heißt "Answers Research Journal" und wird vom Kreationistenverein "Answers in Genesis", die auch dieses grauselige "Creation Museum" in USA verbrochen haben, herausgegeben.
Das ist so schrecklich drollig! In keinem einzigen echten, wissenschaftlichen Journal ist auch nur ein einziges Kreationismus-Paper veröffentlicht worden. Nicht eines! Also geht man hin und stampft aus Trotz und Wut diese traurige Travestie einer wissenschaftlichen Zeitschrift aus dem Boden, in der alles veröffentlicht werden darf, allerdings mit der Vorgabe:
from the perspective of the recent Creation and the global Flood within a biblical framework.
Also - übliche religiöse Gepflogenheit - ist die Perspektive und Denkstruktur, die der "Forscher" einzuhalten hat, bereits dogmatisch vorgegeben. Ein grandioses Zugeständnis an freie, objektive und unvoreingenommene Forschung, die die Qualität des Eingesandten erahnen läßt! Es ist auch nicht schwer, sich vorzustellen, welche "peers" das sind, die den Review-Prozess übernehmen, so daß die gesamte Anstrengung eigentlich von vorneherein unkritisiert in sich selbst mündet und zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Optisch werden die Paper des ARJ-Journals aussehen, wie echte wissenschaftliche Artikel und man wird sie rein formal auch zitieren können. Exakt das ist es natürlich, was die Macher beabsichtigen: Kreationisten können ihr wirres Gesülze nun in einer Zeitschrift mit wissenschaftlicher Fassade (!) veröffentlichen, können veröffentlichte Artikel unter "Publications" in ihren CVs angeben und in ihren Vorträgen auf "peer reviewd data" verweisen. Der Zweck ist also Täuschung und Augenwischerei! Selbstverstänldich wird dieser Celluloseabfall von der Wissenschaft vollständig ignoriert und niemals zitiert werden und der Impact-Factor des ARJ, als Maß für die wissenschaftliche Bedeutung einer Zeitschrift, wird bei 0,0 festzementiert bleiben.
Aber der Trick könnte dennoch funktionieren, denn der Begriff "peer reviewed" ist ja nicht geschützt. Im Zusammenhang mit dem ARJ bezeichnet er freilich nicht unabhängige Forscher, die auf dem gleichen Gebiet forschen, sondern Gesinnungs- und Ideologie-Genossen als "peers", die also ein ideologisches und eben nicht wissenschaftliches Interesse an der Veröffentlichung von pro-kreationistischen Artikeln haben, wodurch die Idee des "peer review"natürlich komplett korrumpiert wird. Diese Interna der wissenschaftlichen Publikationspraxis sind aber leider nicht allgemein bekannt und so lassen sich ARJ-Artikel vor einem unbedarften Publikum als irreführende Knalleffekte verwenden.
Man kann also nur immer wieder darauf hinweisen, daß das ARJ ein schlecht verhohlenes Propaganda-Organ der Kreationisten ist, daß dort keine echte Wissenschaft veröffentlicht wird und daß jedes Zitat von ARJ-Artikeln exakt das gleiche wissenschaftliche Gewicht hat, wie das Zitat einer Bibelstelle.
Einer der ersten Artikel in ARJ befasst sich übrigens mit der fundamentalen Frage, wann denn (also, an welchem der 7 Tage vor 6000 Jahren) der liebe Gott die Mikroorganismen geschaffen hat. Das Problem ist ja, daß die vollgedrogten Leute, die sich die Bibel ausgedacht haben, noch nichts von Mikroorganismen wußten und diese deshalb darin auch nicht erwähnt werden. Der Kreationist kann aber nicht leugnen, daß es sie gibt, also muß er sie Gott auch erschaffen haben lassen. Aber wann? Der Autor sagt am Ende, daß die Organismen, die in Symbiose mit anderen Organismen, wie Tieren und Pflanzen leben, eben auch am selben Tag, wie diese erschaffen wurden. Die bösen Krankheitserreger hat der liebe Gott natürlich gar nicht erschaffen, die sind erst durch den Sündenfall und den bösen Menschen auf die Welt gekommen...oder so.
So, genug jetzt von der knallharten Wissenschaft, das überfordert einen ja sonst auch.