Mittwoch, Februar 20, 2008

Getretener Quark...

das wußte schon unser aller Geheimrat G., wird breit, nicht stark. Die Rolle des Quarks kommt ja seit jeher dem Kreationismus und seinen Pseudopodien (ID etc.) zu. Das "Treten" übernimmt, man höre und staune, nun das erste "wissenschaftliche" "peer reviewed" Journal für "creation research"!! Kein Scherz! Es heißt "Answers Research Journal" und wird vom Kreationistenverein "Answers in Genesis", die auch dieses grauselige "Creation Museum" in USA verbrochen haben, herausgegeben.
Das ist so schrecklich drollig! In keinem einzigen echten, wissenschaftlichen Journal ist auch nur ein einziges Kreationismus-Paper veröffentlicht worden. Nicht eines! Also geht man hin und stampft aus Trotz und Wut diese traurige Travestie einer wissenschaftlichen Zeitschrift aus dem Boden, in der alles veröffentlicht werden darf, allerdings mit der Vorgabe:
from the perspective of the recent Creation and the global Flood within a biblical framework.
Also - übliche religiöse Gepflogenheit - ist die Perspektive und Denkstruktur, die der "Forscher" einzuhalten hat, bereits dogmatisch vorgegeben. Ein grandioses Zugeständnis an freie, objektive und unvoreingenommene Forschung, die die Qualität des Eingesandten erahnen läßt! Es ist auch nicht schwer, sich vorzustellen, welche "peers" das sind, die den Review-Prozess übernehmen, so daß die gesamte Anstrengung eigentlich von vorneherein unkritisiert in sich selbst mündet und zur Bedeutungslosigkeit verkommt. Optisch werden die Paper des ARJ-Journals aussehen, wie echte wissenschaftliche Artikel und man wird sie rein formal auch zitieren können. Exakt das ist es natürlich, was die Macher beabsichtigen: Kreationisten können ihr wirres Gesülze nun in einer Zeitschrift mit wissenschaftlicher Fassade (!) veröffentlichen, können veröffentlichte Artikel unter "Publications" in ihren CVs angeben und in ihren Vorträgen auf "peer reviewd data" verweisen. Der Zweck ist also Täuschung und Augenwischerei! Selbstverstänldich wird dieser Celluloseabfall von der Wissenschaft vollständig ignoriert und niemals zitiert werden und der Impact-Factor des ARJ, als Maß für die wissenschaftliche Bedeutung einer Zeitschrift, wird bei 0,0 festzementiert bleiben.
Aber der Trick könnte dennoch funktionieren, denn der Begriff "peer reviewed" ist ja nicht geschützt. Im Zusammenhang mit dem ARJ bezeichnet er freilich nicht unabhängige Forscher, die auf dem gleichen Gebiet forschen, sondern Gesinnungs- und Ideologie-Genossen als "peers", die also ein ideologisches und eben nicht wissenschaftliches Interesse an der Veröffentlichung von pro-kreationistischen Artikeln haben, wodurch die Idee des "peer review"natürlich komplett korrumpiert wird. Diese Interna der wissenschaftlichen Publikationspraxis sind aber leider nicht allgemein bekannt und so lassen sich ARJ-Artikel vor einem unbedarften Publikum als irreführende Knalleffekte verwenden.
Man kann also nur immer wieder darauf hinweisen, daß das ARJ ein schlecht verhohlenes Propaganda-Organ der Kreationisten ist, daß dort keine echte Wissenschaft veröffentlicht wird und daß jedes Zitat von ARJ-Artikeln exakt das gleiche wissenschaftliche Gewicht hat, wie das Zitat einer Bibelstelle.
Einer der ersten Artikel in ARJ befasst sich übrigens mit der fundamentalen Frage, wann denn (also, an welchem der 7 Tage vor 6000 Jahren) der liebe Gott die Mikroorganismen geschaffen hat. Das Problem ist ja, daß die vollgedrogten Leute, die sich die Bibel ausgedacht haben, noch nichts von Mikroorganismen wußten und diese deshalb darin auch nicht erwähnt werden. Der Kreationist kann aber nicht leugnen, daß es sie gibt, also muß er sie Gott auch erschaffen haben lassen. Aber wann? Der Autor sagt am Ende, daß die Organismen, die in Symbiose mit anderen Organismen, wie Tieren und Pflanzen leben, eben auch am selben Tag, wie diese erschaffen wurden. Die bösen Krankheitserreger hat der liebe Gott natürlich gar nicht erschaffen, die sind erst durch den Sündenfall und den bösen Menschen auf die Welt gekommen...oder so.
So, genug jetzt von der knallharten Wissenschaft, das überfordert einen ja sonst auch.


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