Freitag, Februar 15, 2013

Fernsehen 2013: ein Schwall abartig stinkender Dinosaurierexkremente



Niemand sollte mehr fernsehen. Jemals. Jedenfalls nicht pro7 oder RTL. Oder irgendeinen anderen Sender, der seine Zuschauer mit einer derartig reaktionären, scheißendämlichen, misogynen, anti-intellektuellen und die gesamten Erfolge der Emanzipation in der Toilette ’runterspülenden Elefantenkacke überkübelt, wie es das Format „Beauty & the Nerd“ darstellt.
Allein am Titel ist schon alles falsch und schlecht: die Anspielung auf „Beauty & the Beast“ ist zum Kotzen, anmaßend und nerdfeindlich, das Antitheton von „Schönheit“ und „Nerd“ (= Wissen/Befähigung) ist irreführend, plattpolemisch und populistisch (es gibt auch schöne Kluge und häßliche Dumme (Deine Mutter z.B.)), die Reduktion der antizipierten Protagonisten auf gutes Aussehen (bzw. den Mangel daran) bzw. einen mit ungesellig machendem Nischenfachwissen überfrachteten aber wenigstens irgendwann ’mal in einer weiterführenden Bildungsstätte verweilt habenden Kopf (bzw. den Mangel daran) ist peinlich, dumm und menschenverachtend.

Die Sendung selber (zumindest in den 15 min, die ich nach zufälligem Dazugezapptsein den Konsum ertragen konnte) wird ihrem Titel natürlich mehr als gerecht: es werden sogenannte (und ich meine wirklich so genannte und gerufene) „Beautys“ – und damit sind klischeehaft auf „Ultraweibchen“ frisierte, angezogene, geschminkte und dressierte Dummtrullas gemeint – mit im gleichen stereotypen Zug unverkennbar, also mit schiefen Zähnen, fragezeichenartigen Körperhaltungen, unmöglichen Frisuren, wüsten Voll- oder Flusenbärten, grotesken Brillen und Pullundern als solche zurechtgemachten „Nerds“ in irgendsoein Gulag im Ausland gesperrt. Die Beautys haben natürlich alle ausschließlich Doofi-Berufe wie Saftschubse, Kosmetikerin, Kellnerin, Billoplünnenandrehse und „Starlet“ (sic!) und können außer gut aussehen und beim Dummsein Highheels tragen eigentlich nicht viel. Die Nerds sind selbstverständlich Mathematiker, Physiker, Programmierer oder Techniker, haben dürre, falbe Körper, fädchenartige Arme, sind geniert, verdruckst und vertrottelt und haben möglichst noch nie eine echte Frau von nahe gesehen.

Je zwei dieser Klischeekreaturen müssen sich dann zu einem Team zusammenschließen und bei irgendwelchen unmöglichen, dämlichen und selbstverständlich menschenverachtenden Spielchen gemeinsam Punkte sammeln, so daß die Teams mit den wenigsten Punkten nach und nach des Gulags verwiesen und des letzte verbliebene mit reichlich Zaster versehen werden kann. Die „Spiele“ sind ausschließlich dazu gedacht, die Unzulänglichkeiten der Archetypen vorzuführen, damit sich der Zuschauer wahlweise darüber beömmeln kann, wie hoffnungslos die rotzdumme Blondine bei selbst grundlegenden Physikkenntnissen versagt und noch nicht mal fehlerfrei vom Skript ablesen kann oder wie der spargelige Mathematiker mit den Biberzähnen genau 0 Liegestütze fertigbringt, aber dafür doof dabei aussieht, wenn sich die vollbusige Brünette – er auf allen Vieren - einen Ritt auf seinem knochigen Puckel gönnt.
Zwischendurch werden die Nerds noch durch Umerziehungs Umstylingbemühungen gequält, die natürlich von einer überdrehten, quietschigen Quotentucke überwacht werden und im Rahmen derer die zuvor eigens künstlich aggravierten Nerdmerkmale entfernt und durch popkulturell angepasste und derzeit von der dumpfen Masse als salonfähig betrachtete Details wie Gelfrisur, Kontaktlinsen und die übliche Clownbekleidung heutiger Jungmänner oktroyiert werden. Wenn sie dann als „neue Menschen“ wieder in Erscheinung treten, bricht der große (geskriptete) Jubel aus, denn sobald ein Mensch besser (angepasst) aussieht, ist er ja auch ein besserer Mensch, das ist ja bekannt.

Die Botschaft ist eindeutig: Schöne Frauen sind immer blöd. Kluge (=nerdige) Männer sind immer schäbbig. Kluge Frauen sind selten und auch immer schäbbig, sogar dann, wenn sie vorher mal schön waren und es wäre besser, wenn es gar keine klugen Frauen gäbe, die verschwenden ja die ganze schöne Zeit, die ansonsten mit Schönsein, Schminken, Lästern und Schuhekaufen zu verbringen wäre.
Nerds wiederum hören auf, Nerds zu sein, wenn man sie mal kämmt und auf Linie trimmt und die Trimmung auf Linie ist auch die einzige Chance, die sie haben, jemals eine „echte“ (= schöne) Frau abzubekommen, da echte Frauen auf keinen Fall an Gehirnen und Persönlichkeiten sondern nur an Muskeln und gegelten Hirnabdeckplattenbepflanzungen interessiert sind.

Ich frage mich einfach nur: Wer guckt sowas?!?
Es ist furchtbar. Es ist schmerzhaft. Es ist peinlich. Da verzweifelt man doch am Menschsein.