Freitag, November 21, 2008

Na toll, jetzt muß ich ausgerechnet die Engländer beneiden...

dabei haben die doch neulich erst bei diesem unsäglichen Grottenkick gewonnen...
Im Gegensatz zu seinem rückständigen, wissenschaftsfeindlichen, religions- und lobbyhörigen kontinentalen Nachbar, uns, hat England nun ein mit großer Mehrheit abgesegnetes neues Gesetz zum Umgang mit Stammzellen und Embryonen, von dem wir Lichtjahre (!) entfernt sind. England war uns in diesem Bereich immer schon voraus, aber das neue Gesetz eröffnet ganz neue Möglichkeiten: es ermöglicht zwischenartlichen Gentransfer, die Erzeugung von Mischembryonen aus Mensch- und Tierzellen, sowie chimäre Zellen - großartig! Man darf mit Spannung erwarten, welche neuen Erkenntnisse in regenerativer und reproduktiver Medizin dieses Gesetz möglich macht und wird mit Neid darauf blicken, welche bahnbrechenden Heil- und Behandlungsverfahren daraus erwachsen werden.
Was fast noch besser ist, ist die Vorstellung, daß nach Bekanntwerden dieser Nachricht der Ratzepoop und seine Bande von albern verkleideten, fuchtelnden, kinderschändenden Betmännchen wahrscheinlich einen epileptischen Anfall bekommen, gezuckt, getobt und sich vor Wut in die Hose gemacht haben!

Ich hasse es, sagen zu müssen, daß man sich an England ein Beispiel nehmen sollte, aber man sollte sich an England (was DAS angeht) ein Beispiel nehmen und endlich dieses ganze geschlechtslose Pfaffengesocks am Kragen aus jedem einzelnen Ethikrat und jeder Kommission, die sich mit bioethischen Fragestellungen befasst, herausschleifen.
Diese Leute haben kein Recht, anderen Menschen Fortschritt und ein besseres Leben vorzuenthalten, nur weil sie, Anhänger eines Bronzealter-Wüsten-Todeskultes aus'm nahen Osten, sich einbilden, eine fiktive Person/Instanz habe sich in einem obskuren Märchenbuch angeblich irgendwie geäußert und deshalb sei Wissenschaft verwerflich. Sie haben kein Recht, über die Fortpflanzungsorgane, Partnerwahl oder Lebensstil anderer Menschen zu bestimmen und sie haben auch keinerlei Kompetenz, irgend etwas relevant zu kommentieren. In England hat sich das rumgesprochen. Hier nicht.

Montag, November 17, 2008

Russisch Roulette

ist eine andere Bezeichnung für "russlandkritischer Journalist sein". Nein ehrlich, ich glaube, die neue ultimative Mutprobe (statt Revolver mit einer Kugel in der Trommel oder mit Autos aufeinanderzurasen, bis einer ausweicht...oder auch nicht) wird sein: "in Russland einen Blogpost schreiben, mit dem Titel: "Russland ist eine korrupte Crimokratie"". Daran stirbt man in fast 100% der Fälle.

In einem einzigen Jahr wurden dort über 100 Journalisten ermordet!!!!!


Es ist unfaßbar, daß dagegen nichts unternommen, dazu nichts gesagt, dagegen nicht protestiert wird. Die Pressefreiheit ist in Russland nicht verletzt oder gefährdet sonder vollständig eliminiert! Ich weiß nicht, ob sich bei den westlichen Politikern rumgesprochen hat, daß sowas gerne mal die Vorstufe von Diktatur und Terrorregime ist (soll ja in Deutschland mal sowas gegeben haben).
Wer es wagt, in Russland russlandkritisch und damit meine ich regimekritisch zu schreiben, sprechen oder zu bloggen, wird umgebracht - so einfach und grausam ist das. Und das nicht mal mehr heimlich oder verhohlen, sondern fast schon vor laufender Kamera.
Hier ein paar Beispiele:
- Dmitrij Cholodow: ermordet, weil er der Armee Mafiageschäfte nachweisen konnte
- Wladislaw Listjew: ein vorbildlicher, sehr beliebter Journalist und Moderator, Journalist des Jahres 1994, der immer wieder die Korruption des Landes aufzeigte
- Anna Politkowskaja: bekannt und ermordet wegen ihrer Berichte über die russische Krisen-Republik Tschetschenien und die Menschenrechtslage dort
- Magomed Yevloyev: der Fall dieses Online-Journalisten, der in seinem Blog kritisch über die Regierung der russischen Teilrepublik berichtete, ist besonders krass, weil man sich hier noch nicht einmal mehr Mühe gab, die Tat zu verhehlen. Man hat ihn am Flughafen inInguschetien eingesackt, in ein Auto geschleppt und ihm dort einen Kopfschuß verpasst. Ein "Unfall" natürlich. Dann warf man ihn in den Straßengraben, wo er trotz Not-OP "leider" verstarb. Zuvor hatte der Regierungschef von Inguschetien, der ehemalige KGB-Angehörige Murat Sjasikow, versucht, die Internet-Seite gerichtlich schließen zu lassen. Hat nicht geklappt, also machte man endgültig Nägeln mit Köpfen.
Die Botschaft lautet: falls Ihr es immer noch nicht verstanden habt, dann jetzt: WENN IHR DAS MAUL AUFMACHT ERMORDEN WIR EUCH! VERSPROCHEN!

Das klingt echt alles wie aus den blöden Klischee-Filmen Hollywoods, in denen der finstere, böse Russe des kalten Krieges immer der Schurke ist. Man mag es gar nicht glauben, doch genau das ist jetzt Realität und auch nur das, was bekannt wurde, ich nehme an, zahlreiche kritische Journalisten lassen sich durchaus und sehr nachvollziehbarer Weise einschüchtern.
Ich finde es völlig monströs und diese ungestrafte Arroganz der Macht derart himmelschreiend, daß ich mich frage, wie sich die Russen sowas bieten lassen können. Ist ihnen das einfach egal? Wollen sie vielleicht gar keine kritische Presse? Man sollte vielleicht so konsequent sein und sich nicht mehr länger als Demokratie beschimpfen lassen (man tut ja nicht mal mehr so, als ob).

Donnerstag, November 13, 2008

Bahn? Brechen!

habe ich hier etwa schon jemals was schlechtes über die Bahn gesagt? Bestimmt nicht, oder? Wie könnte ich auch, angesichts der durchweg positiven Dinge, die man ständig über die Bahn hört, wie die grandios sicheren ICEs, die faschistoiden Schaffner, die Minderjährige auf einsamen Bahnhöfen aussetzen, die Türen von Nahverkehrszügen als Todesfallen, und daß für all die Pracht seines unermüdlichen Wirkens sich natürlich uns Mehdorn auch einen kleinen Klecks mehr Kohle verdient hat (coole 20%), die, natürlich, dankbar wir bezahlen. Aber Mehdörnchen hat sich sicherlich auch noch ein kleines Zubrot vom mal wieder in die Hose gegangenen Börsengang erwartet, sein Kumpel Tiefensee wußte schließlich auch davon.
Das ist einfach gut. Wenn man Bahn fährt, hat man einfach den Eindruck, von einem durch und durch professionellen Unternehmen befördert zu werden, das sein reichlich erwirtschaftetes Geld in Ausbau und Schulung statt überbezahlte, unfähige Manager steckt. So ein Unternehmen gehört wirklich endlich an die Börse und privatisiert. Die ganze staatliche Kontrolle bremst so einen Weltkonzern schließlich nur aus. Was heute morgen wieder passiert ist, illustriert die Bahnphilosophie sehr schön: ich meine, es hat einfach Stil, zeugt von zen-artigem In-sich-Ruhen und ist ein unternehmenskultureller Kontrapunkt zum ewigen Hetzen, Rennen, Eilen des industrialisierten Alltags, wenn ein vollbesetzter Zug voller zahlender Arbeitssklaven einfach mal mitten auf'm Feld anhält und 15 geschlagene Minuten stehen bleibt. Eine Meditation, ein Mahnmal gegen den Zeitgeist. Natürlich ist kein Bahnmitarbeiter so taktlos, in die schwangere Stille in den Wagons eine Begründung oder Erklärung durch die kleinen Lautsprecher zu quäken, der Kunde soll ruhen, schweigen, sein. Das ist Zen! (gibt es auch in der Variante: Kunde steht 25 Minuten auf einem eisigen Bahnhof im Regen - da ist dann der Fokus mehr auf die Schulung von Langmut und auch körperlicher Duldung gerichtet).
Man sollte einfach davon Abstand nehmen, die Deutsche Bahn als Beförderungs- oder Verkehrsmittel zu sehen. Sie ist vielmehr eine Instanz der Prüfung (auch für Atheisten wie mich), eine Schule der Demut, eine Illustration der eigenen Unbedeutsamkeit und Machtlosigkeit, eine Gleichmacherin der Klassen (auch die erste Klasse fährt nicht, wenn die Bahn nicht fährt) und Schichten, ja eins dieser seltenen Phänomene, die die Menschen zusammenbringt, sie ihre Differenzen für einen Moment vergessen läßt und sie in Zorn und Haß einig macht. Ich möchte schließen mit Schiller:

DB, schöner Götterfunken,
Du bist ein Martyrium,
Wir betreten zornestrunken
Durch Bahnhofstür'n Dein Heiligtum
Deine Spätheit bindet wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wenn Dein Zug im Feld verweilt.

Dienstag, November 11, 2008

Wen zum Henker interessiert das?!

Verdammt! 2 Monate nichts geschrieben? Verdammt! Naja, zum Thema:
Was soll eigentlich immer diese verdammte Sportberichterstattung?
Ist außer mir schon mal jemandem aufgefallen, daß diese vollkommen irrelevante Scheiße mittlerweile so ziemlich jede auch nur annähernd zur Nachrichtenvermittlung konzipierte Sendung inflationär durchseucht?! Es gibt wohl kaum einen klaffenderen Widerspruch als den zwischen Relevanz und Überrepräsentation von Sport in den Medien. Mal abgesehen davon, daß es auf der ganzen Welt nichts uninteressanteres gibt, als welche seelenlos zusammengekaufte Horde von retardierten, überbezahlten Sporthonks eine analoge Horde, die irgendeinem anderen Konzern gehört, in irgendeiner Hampel-Art besiegt hat, ist es auch eine Frage der Pietät, daß solcher Schwachsinn sich im Kontrast zu echten Nachrichten irgendwie ziemlich eklig anhört:
Beispiel: "Der Tsunami in Ugubambu kostete insgesamt 12.000 Menschen das Leben, Hunderttausende sind obdachlos, Gesundheitsexperten befürchten Seuchenepidemien. Der 8.FC Ömmelsdorf trat gestern zum Lokalderby gegen den SC Wurstheim an. Nach ereignislosem Spiel trennte man sich 0:0." Blende zu einem schwitzenden, vierschrötigen Hirnazubi mit nem Kopf wie'n Hauklotz: "Dario Ödel! Wie bewerten sie das heutige Mätsch?" "Ja gut, äh, schsamma: wir hab'n die Schongsen nisch, äh, kon...äh, konzement genutzt und hatten dann ja auch Pesch gehabt, mit dem äh...in der Anfangsphase un..äh...im Endeffekt haben wir unentschieden gespielt." "Vielen Dank Dario Ödel!"
Und das zur besten Sendezeit und auf Kosten wertvoller Informationen und natürlich Unmengen an Rundfunkgebühren.
Aber auch morgens ist man nicht sicher. Noch schlaftrunken möchte man sich milde in den Tag hineininformieren lassen und was ist: in jedem 30-Minuten-Segment des Morgenmagazins wird man mit diesem Mist gefoltert (natürlich auf Kosten der anderen, haltlos gekürzten und gehetzten Beiträge) und trotzdem muß man auch in den Kleinstdosen der Tagesschau, die einem alle 30 Minuten versetzt werden, nochmal, schon wieder diesen Müll ertragen.
Wenn dann irgendwann selbst das letzte Rumpelliga-Fußballspiel breit- und totgetreten worden ist, geht es nahtlos mit nicht minder inkonsequentem Gesporte weiter. Das einzig nicht völlig uninteressante (Radfahren) wird ja nicht mehr gezeigt, weil der Sport ja von Drogen verseucht sei, was den Quatsch natürlich als einziges interessant gemacht hat: man hat wenigstens was über Cutting-Edge-Pharmakologie gelernt.
Mal ehrlich: wem geht es besser, wer braucht es für sein täglich Wohlbefinden oder für das Gefühl, über das Weltgeschehen ausreichend informiert zu sein, zu wissen, daß meinetwegen eine Truppe von riesigen Afroamerikanern (vielleicht mit 2-3 Russen und maximal einem Deutschen), von denen kein einziger in, sagen wir, der Stadt Jämmerlich wohnt (geschweige denn Deutsch kann), für einen Konzern aus dieser Stadt und bekleidet mit Trikots, auf denen sowas wie "Jämmerlich Jump Dragons" steht, einherspringen, schreien, schwitzen und ein Bällchen umeinanderwerfen, in der Hoffnung, daß es bei ihnen öfter da und da hin fliegt, als bei der entsprechenden Truppe aus Erbärmlich?!? Wen interessiert ferner, wie einer der verschwitzten Akteure und/oder der heiser geschrieene Trainer das Spiel kommentiert? Ist es wirklich immer wieder neu und überraschend, daß diese Leute sich zufrieden/unzufrieden äußern, wenn sie gewonnen/verloren haben?

Leider stimmt es nicht, daß Sport Mord ist, sonst könnte man diese Typen wenigstens einsperren.