Montag, November 17, 2008

Russisch Roulette

ist eine andere Bezeichnung für "russlandkritischer Journalist sein". Nein ehrlich, ich glaube, die neue ultimative Mutprobe (statt Revolver mit einer Kugel in der Trommel oder mit Autos aufeinanderzurasen, bis einer ausweicht...oder auch nicht) wird sein: "in Russland einen Blogpost schreiben, mit dem Titel: "Russland ist eine korrupte Crimokratie"". Daran stirbt man in fast 100% der Fälle.

In einem einzigen Jahr wurden dort über 100 Journalisten ermordet!!!!!


Es ist unfaßbar, daß dagegen nichts unternommen, dazu nichts gesagt, dagegen nicht protestiert wird. Die Pressefreiheit ist in Russland nicht verletzt oder gefährdet sonder vollständig eliminiert! Ich weiß nicht, ob sich bei den westlichen Politikern rumgesprochen hat, daß sowas gerne mal die Vorstufe von Diktatur und Terrorregime ist (soll ja in Deutschland mal sowas gegeben haben).
Wer es wagt, in Russland russlandkritisch und damit meine ich regimekritisch zu schreiben, sprechen oder zu bloggen, wird umgebracht - so einfach und grausam ist das. Und das nicht mal mehr heimlich oder verhohlen, sondern fast schon vor laufender Kamera.
Hier ein paar Beispiele:
- Dmitrij Cholodow: ermordet, weil er der Armee Mafiageschäfte nachweisen konnte
- Wladislaw Listjew: ein vorbildlicher, sehr beliebter Journalist und Moderator, Journalist des Jahres 1994, der immer wieder die Korruption des Landes aufzeigte
- Anna Politkowskaja: bekannt und ermordet wegen ihrer Berichte über die russische Krisen-Republik Tschetschenien und die Menschenrechtslage dort
- Magomed Yevloyev: der Fall dieses Online-Journalisten, der in seinem Blog kritisch über die Regierung der russischen Teilrepublik berichtete, ist besonders krass, weil man sich hier noch nicht einmal mehr Mühe gab, die Tat zu verhehlen. Man hat ihn am Flughafen inInguschetien eingesackt, in ein Auto geschleppt und ihm dort einen Kopfschuß verpasst. Ein "Unfall" natürlich. Dann warf man ihn in den Straßengraben, wo er trotz Not-OP "leider" verstarb. Zuvor hatte der Regierungschef von Inguschetien, der ehemalige KGB-Angehörige Murat Sjasikow, versucht, die Internet-Seite gerichtlich schließen zu lassen. Hat nicht geklappt, also machte man endgültig Nägeln mit Köpfen.
Die Botschaft lautet: falls Ihr es immer noch nicht verstanden habt, dann jetzt: WENN IHR DAS MAUL AUFMACHT ERMORDEN WIR EUCH! VERSPROCHEN!

Das klingt echt alles wie aus den blöden Klischee-Filmen Hollywoods, in denen der finstere, böse Russe des kalten Krieges immer der Schurke ist. Man mag es gar nicht glauben, doch genau das ist jetzt Realität und auch nur das, was bekannt wurde, ich nehme an, zahlreiche kritische Journalisten lassen sich durchaus und sehr nachvollziehbarer Weise einschüchtern.
Ich finde es völlig monströs und diese ungestrafte Arroganz der Macht derart himmelschreiend, daß ich mich frage, wie sich die Russen sowas bieten lassen können. Ist ihnen das einfach egal? Wollen sie vielleicht gar keine kritische Presse? Man sollte vielleicht so konsequent sein und sich nicht mehr länger als Demokratie beschimpfen lassen (man tut ja nicht mal mehr so, als ob).

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Anna Politkowskaja - der Mord soll demnächst "vor Gericht". Kann man nur lachen drüber, denn was soll dabei rauskommen? Der (laut Exkanzler Schröder) lupenreine Demokrat Putin selbst hatte die Hand mit im Spiel sprich am Revolver. Armes Russland. Es wird noch Generationen dauern, bis dort Recht vor Gewalt geht. Traurig das.
Dein Text ist wie immer super.