Sonntag, September 17, 2006

Weltuntergang und andere Prophezeihungen

Der Zeuge sagte uns den Weltuntergang ja schon mehrfach voraus, für
1914, 1925 und 1975 bisher und meines Wissens ist es an keinem der
Zeitpunkte bereits dazu gekommen, was die Zeugen dann leider veranlasste,
keine derartigen Prophezeihungen mehr auszusprechen. Das ist schade,
denn gibt es etwas witzigeres, als sich einen Haufen Irre vorzustellen,
die auf einem Berggipfel frierend darauf warten, von einem Raumschiff
abgeholt zu werden und dabei Hohnlieder auf die Ungläubigen singen, die
ja im heiligen Feuer verenden werden? Natürlich wird es dann spät und
später, die ersten öden sich, das Liedersingen wird eingestellt, einige
bekommen Nackenstarre vom in die Luft starren und nach einer eiskalten
Nacht mit Blasenverkühlungen und Frostbeulen, wird unter dem Gelächter
der normalen Menschen vom Berg runtergestiegen und der Obermotze, der
den Scheiß, wegen dessen man jetzt die nächsten Jahre nur noch in die
Pfanne gehauen wird, wieder ausgebrütet hat, anständig aufgemischt.


Aber es gibt noch andere Prophezeiher, die unseren Humorbedarf für das Aus-Peinlichkeit-Lernvermögen der Jehovas entschädigen: es sind die Bibel-Wörtlichnehmer (es gibt auch einen Webauftritt , den nur Leute mit starkem Interesse am Bizarren ansteuern sollten)! Was dabei an "Erkenntnissen" herauskommt ist natürlich sattsam bekannter, abartiger Quatsch (Erdalter ungefähr 6000 Jahre, ID (vulgo: Kreationismus) etc.) aber wie sieht es mit den Prophezeihungen aus, also den Vorhersagen (nachdem man ja alles Vorhandene bereits so gut und beweisbar erklären kann)?
Hier gibt es einen guten und ausführlichen Artikel über die Art und Weise, wie man sich in bibeltreuen Kreisen die einzelnen Passagen der kleinen Lügenfibel äußerst kreativ und phantasievoll zurechtlegt, umdatiert und großzügig auslegt: der Reichtum an Zitrusfrüchten im heutigen Israel und auch dortige Aufforstungsprogramme, aber auch Hinweise auf Satelliten und Raumstationen können beispielsweise der Bibel entnommen werden - natürlich!
Sollte es einen da wundern, daß die Verrückten in USA den Libanon-Konflikt von vor kurzem als 1:1 Umsetzung der biblisch prophezeihten Einleitung des jüngsten Tages auffassten und sie sich schon darauf freuten, endlich von Jesus und Konsorten gerichtet und ins Paradies entrückt werden zu können? Nein, das sollte es nicht... Leider gab es keine Berichte von nackten Irren, die irgendwo auf den Feldern in Kentucky hockten, beteten und schrien: "Nimm mich jetzt Jesus, ich bin Dein!", um dann, nach ein paar Tagen, versehentlich von einem Mähdrescher plattgefahren zu werden. Aber wenigstens haben sie auch keine "Ungläubigen" verbrannt. Man muß ja schon dankbar sein!


Keine Kommentare: