Sonntag, Februar 27, 2011

Was ist eigentlich aus der Bahn geworden?

nachdem ich sie das letzte Mal mit ein paar wohlverdienten Streicheleinheiten versehen hatte? Und wie ist ihr der "Verlust" von Arschhut Mehdorn bekommen? Hat sie sich erwartungsgemäß endlich zu einen serviceorientierten, effizienten, pünktlichen Hochleistungsverkehrsbetrieb gemausert? Ich würde sagen: Nein, nicht ganz!
Man darf sogar sagen: im FUCKIN' Gegenteil! Die Bahn hat unglaublich gerockt in Losertown!!
Zum Beispiel ist es ja immer wieder schwierig mit diesen verdammten Jahreszeiten im klimatisch unberechenbaren Deutschland!! Man braucht viele teure Experten, um die komplexe Abfolge von Frühling-Sommer-Herbst-Winter mit den eher technisch-kryptischen Zustandsgrößen mittel-warm-mittel-kalt zu assoziieren. So nimmt es nicht wunder, daß die Bahn, die ihr ganzes Geld ja für Arschhuts Abfindung, den vergeigten Börsengang sowie die Drill- und Entzugscamps für's Personal verballert hat, nichts mehr für die zuverlässige Wettervorausberechnung übrig hatte und sich ganz ohne Vorbereitung von den saisonalen Gegebenheiten überraschen lassen mußte. Man war entsprechend überrascht, daß im Winter einfach Kälte und Eis auftraten und sah den Entwicklungen taten- und machtlos zu. Natürlich gibt es keine winterfesten Züge - das wäre ja verrückt! - und um - nehme ich an - Geld zu sparen, hatte man auch die Heizungen in den ICEs ausgeschaltet - hey! wenn ein Zug schon "Ice" heißt...oder? Die massiven Verspätungen hatten indes auch ihr gutes: Winterzeit ist schließlich Weihnachts- und Vorfreudezeit. Die Menschen sollen sich besinnen, Abstand nehmen vom Hetzen und Wetzen, auf dem Gang einen Schneemann bauen.

Aber auch im Sommer war die Bahn überfordert. Niemand hätte ja ahnen können, daß es zu dieser Jahreszeit ohne Vorwarnung einfach so warm werden würde und deshalb finde ich es auch übertrieben, sich darüber zu beschweren, daß die Bahn im Sommer konsequenterweise die Klimaanlagen in den ICEs ausschaltet hat. Andere Leute müssen in Wellnessbädern fürs Saunieren teuer bezahlen, aber dieses Kundenpack kann eh nur nörgeln!

Gut, daß die Bahn endlich einen entschlossenen neuen Fürsprecher hat: unseren guten Verkehrsminister Who-the-Fuck-is-Peter-Ramsauer, der das alles nicht so schlimm findet (warum auch, ich nehme an, Madame bekommen ihren Arsch schön im von mir finanzierten Dienstmercedes von A nach B kutschiert). Im Bundestag wiegelte er ab:

Peter Ramsauer liegt eine interne Pannen- und Verspätungsstatistik der Bahn offensichtlich nicht vor. Auf mehrere Nachfragen der SPD im Bundestag sagte er lediglich mit Blick auf seinen Winterbericht, er habe die Daten der Deutschen Bahn AG verwendet. Zu Medienberichten, dass die interne Statistik Pünktlichkeitsquoten von unter 30 Prozent für den Fernverkehr in der Weihnachtswoche aufweise, sagte Ramsauer, es gebe immer Schwankungen. [...]
Eben! Wollen mal nicht päpstlicher sein als dieses kinderschänderdeckende Arschloch, n'est-ce pas?! Ob die Bahn jetzt nur sensationelle 10 oder die üblichen100 Minuten zu spät kommt... das sind doch peanuts. Man soll mal lieber froh sein, daß überhaupt eine Bahn kommt (also, WENN eine kommt). Verkehrsmittel sind doch keine exakte Wissenschaft, Herrgottnochmal. Und überhaupt! Schwankungen! Herr Ramsauer würde sich doch auch nicht beschweren, wenn sein Gehalt auf 30% oder das Gewicht seiner Frau auf 170% schwanken würde, oder? Und außerdem ist bei der Bahn alles ausgeglichen! Die Pünktlichkeit schwankt immer nach unten (hat noch nie 100% erreicht), aber dafür gibt es ja die Fahrpreise, die ausschließlich nach oben schwanken. Das ergibt ja auch Sinn: immer weniger Pünktlichkeit, Service, Sicherheit, Sauberkeit und Effizienz für immer mehr Geld. Es ist geil, das Monopol zu haben, ist es nicht? Oh, das ist es in der Tat!
Grundsätzlich finde ich den politischen Trend hervorragend, daß, je wichtiger und unumgänglicher ein Unternehmen für die Bevölkerung ist, desto gnadenloser daran gespart und desto inkompetentere, korruptere und nutzlosere Manager darin beschäftigt werden. Gute Politik muß zynisch sein...oder verwechsle ich da was?
Da ich nicht nur mosern will, sondern gerne mit konstruktiven Vorschlägen aufwarte: man verpflichte alle Politiker und Bahn-Manager, ausschließlich mit der Bahn zu verkehren. Keine Inlandsflüge mehr, keine dicken Dienstwagen und Taxis. Bahn und Bus - basta! Ich prophezeie, daß, sollte man diesem durchaus menschenrechtswidrigen Vorschlag entsprechen, die Bahn innerhalb eines halben Jahres saniert wäre!

1 Kommentar:

Claudia hat gesagt…

Voll gut war es beispielsweise letztes Jahr, mit Hund in einem ICE zu sitzen, von dem nur die eine Hälfte fuhr (= doppelte Menschendichte) und die Heizung offenbar nicht tat. Beschwerden wurde mit Beschimpfungen begegnet. Oder die 10h am Essener Hbf, da ja immerhin ein für den Sommer extrem ungewöhnliches Phänomen auftrat: ein Gewitter! Sie haben vollkommen Recht; Peanuts. Da bezahle ich jetzt gerne _noch_ mehr für eine Fahrkarte als ohnehin schon. Ziemlich ausgewogenes Konzept aus Extremen, muß ich sagen. Extrem teuer und extrem unpünktlich mit dem neuen Klassiker extrem unfreundlich. Voll gut!