Montag, Februar 05, 2007

Quatsch mit Bart

Wenn "christlich" draufsteht, ist auch Blödsinn drin! Ein Merksatz, auf den man sich immer verlassen kann! Als neuerlicher Beweis kann das senile Gefasel gelten, das dem Obermufti der Russisch-Orthodoxen unlängst aus dem Bart gefallen ist. Dabei übertrifft er selbst seine nicht minder senilen Kollegen von den Katholiken, die sich tatsächlich gegen eine wörtliche Auslegung der Schöpfungslüge verwahren, sie sogar für "ganz und gar unsinnig" (Zitat Schönborn) halten.
Ein Sprecher vom närrischen Opi gab folgendes zu Protokoll:
„Wenn Leute denken, dass Darwins Theorie nicht wissenschaftlich bewiesen ist, haben sie wohl ein Recht darauf, dass das in den Schulen auch gesagt wird.“

Allein diese Dreistigkeit ist schon unerhört. Wenn Leute denken, daß sie Napoleon oder von der Venus sind, haben sie doch wohl vor allem das Recht, daß man ihnen in eine schöne feste Hab-mich-lieb-Jacke hilft und ein paar Spritzen Valium für sie aufzieht. Wenn Leute tatsächlich denken, daß die Evolutionstheorie nicht bewiesen wäre, bzw. keine Beweise dafür vorlägen, die ihre Aussagen und Vorhersagen unterstützten, so haben sie die verdammte Pflicht, ihre Behauptungen knallhart und wissenschaftlich wasserdicht zu untermauern, indem sie entweder die selbstverständlich zu tausenden vorhandenen Beweise widerlegen oder aber aufzeigen, daß sie etwas gefunden haben, was durch die Evolutionstheorie nicht erklärt oder vorhergesagt werden kann. Erst wenn das gelingt und zwar unter Zuhilfenahme von Kreationismus-Ideen oder Intelligent Design (was im groben identisch ist), dann und nur dann hätten solche Leute ein Recht, daß dies in Schulen gesagt wird!! Da aber weder Kreationismus noch dessen behinderter, verkleideter Bruder, ID, Wissenschaften sind, noch wissenschaftlich bewiesen werden können, ist der Versuch a priori zum Scheitern verurteilt und hat dieser Mumpitz aber auch gar nichts in einer Biologiestunde zu suchen.
Besonders zynisch: die russischen Kreationisten nutzen die berechtigte weltweite Verurteilung der früheren, kommunistischen Sowjetregimes, um eine der wenigen positiven Errungenschaften, die diese mit sich brachten, nämlich den absoluten, religions- und aberglaubebannenden Materialismus als Grundlage für Wissenschaft, Bildung und Forschung als ideologischen Teil des verbrecherischen Regimes zu diffamieren! Daß eine solche wissenschaftliche Weltanschauung allen Wissenschaftlern weltweit als de facto ideologiefreier, weil einzig rationaler Goldstandard für wissenschaftliches Arbeiten dienst, ignorieren diese Leute natürlich bewußt und wider besseres Wissen!

Warum aber gibt es nicht eine ähnliche heftige Gegenwehr gegen den Ausfall der Ignoranten, wie in Polen? Im Artikel heißt es dazu:
"Doch insgesamt fällt der Protest der Wissenschaftler in der Forschungsgroßmacht Russland leise aus – es scheint riskant, sich mit der Kirche anzulegen."
Wenn das nicht die vollkommene Bankrotterklärung der wissenschaftlichen Integrität und Meinungsfreiheit vor der Vormacht der Spinner ist, dann weiß ich es nicht. Wenn man Angst haben muß, für eine der stärksten, besten und leistungsfähigsten Theorien der Naturwissenschaft, ohne die die Biologie zusammenbrechen würde, einzutreten und sie laut und vernehmlich (siehe Pharyngula) gegen jeden Zweifel und jeden Versuch einer Verunglimpfung durch ignorante Wahnsinnige und Religionsfuzzis zu verteidigen, dann kann man sich auch gleich ein Kreuz ins Labor hängen und drauf warten, daß in der Petrischale "von selbst" Leben entsteht.

Der Artikel schließt (und ich mich darin an) mit den Worten des Herrn Bodrow, eines (man höre und staune) liberalen Theologen, dem Opas Gelalle wohl auch peinlich war: "Man kann doch nicht die gesamte moderne Wissenschaft über Bord werfen. Für gebildete Leute wird es nun noch schwieriger, in der Kirche zu bleiben.“

Das trifft es so genau, daß dem nichts mehr hinzuzufügen ist.

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