Mittwoch, Februar 18, 2009

Lieber Italiener!

Jeder, ganz besonders der schneckenschlürfende, froschfressende Franzos' und der kalkteintige, bingetrinkende Engländer, weiß doch, wie sehr ich Klischees ablehne und nun zwingst Du, dessen Land, Musik, Essen und Kultur so viel zu bieten hat(te), doch tatsächlich dazu, davon auszugehen, daß Du Pasta in den Ohren hattest oder mal wieder mit "Mamma-mia"-schreiender Amore befaßt warst, als ich Dir neulich sagte:
Silvio Berlusconi ist ein gefährlicher Verbrecher und kein Politiker. Er ist eine Gefahr für die Demokratie!
Denn offenbar hast Du diese Information nicht zum Anlaß genommen, diesen albernen kleinen Arschclown mit seinen gefärbten Ölhaaren erst zu zwingen, sich für seine Dreistigkeit zu entschuldigen, ihn dann zu enteignen, sein Vermögen dem schwarzen Loch, das Italien seine Staatskasse nennt, wieder zuzuführen und ihn dann mit Kneifzange und Arschtritt in einen Müllschlucker zu verfrachten, oder?
Nein, das hast Du nicht. Was gibt es denn so neues von unserer kleinen Polit-Travestie? Mal sehen:
- um es der Kirche recht zu machen, die sich ja mit solchen Blabla-Themen wie Sterbehilfe befaßt (also: dagegen ist), hat Ihmchen (s. Bild) sich in den Fall der komatösen Eulana Englaro eingemischt, deren Eltern nach langem, quälenden Kampf, 17 Jahre nach dem Unfall, der das Koma herbeiführte, endlich nach höchstrichterlicher Entscheidung ihre Tochter deren Wunsch gemäß sterben lassen durften. Er hat allen Ernstes eine Notverordnung durch seine Zustimmungsmühle (auch bekannt als italienisches Parlament) gepeitscht, die sich über die verfassungsrichterliche Entscheidung hinweggesetzt und die Erlösung von Englaro verhindert hätte. Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano hatte die Unterschrift unter diesen Wisch verweigert, worauf unser aller Giftzwerg mal wieder gegen die Justiz (daß er nicht vorschlug, gleich das Verfassungsgericht dichtzumachen, wundert mich dabei) und die ja sowieso "sowjetisch geprägte" (sic!) Verfassung wetterte. Er stellte die Rolle des Präsidenten als Garant der Verfassung infrage, ja sprach ihm schlicht das Recht ab, die Unterschrift unter ein Dekret zu verweigern und sprach: er könne Italien nun mal nicht ohne Notverordnungen regieren: »Wenn mir das verwehrt wird, werde ich das Volk bitten, diese Verfassung zu ändern.« Na, Italiener merkste watt?
- klar, daß unser kleiner Pate was gegen die Justiz, für die er nur Bestechungsgelder oder, wenn diese nicht angenommen werden, Verachtung und Hohn übrig hat, jetzt, wo sein Rechtsverdreher wegen Bestechlichkeit einwandert. Klar, das heißt, daß Berlusconi ihn bestochen haben muß, was aber egal ist, da er sich ja mit einem Gesetz vor Strafverfolgung geschützt hat, das Schlitzohr. Na, merkste jetzt watt?
- was so ein ulkiges kleines Männeken, das sich natürlich dafür um so kolossaler und wichtiger findet, gar nicht leiden kann, ist Widerrede, in der "Politik" (nennt man das noch so in Italien) auch bekannt als Opposition. Gut also, daß nun endlich dieser lästige Oppositionsführer Walter Veltroni den Bettel hingeschmissen hat. Berlusconi sitzt damit seit seinem erneuten Amtsantritt vor zehn Monaten fester im Sattel als jeder andere Regierungschef in der jüngeren Geschichte Italiens. Zuletzt gaben 56 Prozent der Bürger an, ihm zu vertrauen... Also, falls diese Zahlen stimmen, heißt das, wer weiß, wer sie wie erhoben hat: GEHT'S NOCH, ITALIENER? Auf der Grundlage wessen vertraust Du diesem miesen kleinen Gauner gleich noch? Oder ist es einfach, weil es sich eben so vertraut anfühlt, von so jemandem regiert zu werden? Ich meine, daß Berlusconi ein großer Fan von Deinem guten alten "Duce" ist, ist ja bekannt, das verstehe ich natürlich.
- in diesem Lichte verstehe ich auch, daß Dein mopsiger Polit-Däumling jetzt vorschlägt, Blockwa... äh, Bürgerwehren einzuführen, um endlich effizient die Auslän... äh Unruhestifter bekämpfen zu können. Hat sich ja schon mal bewährt, sowas. Man könnte diese Gruppen z.B. "Schutzstaffeln" nennen und auf den Führ... also den Duce, na Berlusconi halt einschwören. Ich meine, wenn der Gernegroß schon selbst die Justiz abschreibt, sollten die Bürger auch Selbstjustiz üben dürfen, das ist nur fair.

Gut, mein lieber Italiener, ich sehe schon, es hat keinen Sinn mit Dir zu reden. Du hast Deinen Berlusconi wirklich verdient und unternimmst ja auch nichts, ihn loszuwerden. Dabei gibt es doch bei Dir auch vernünftige Leute wie Marco Travaglio. Wieso hörst Du nicht auf den, wenn Du mir schon nicht glaubst? Es tut mir nur um Dein Land leid - willst Du es nicht uns zu treuen Händen überlassen und mit Sack und Pack (= Deine Politikerimitatoren) auf ein unbewohnte Insel ziehen (so eine zahlt Berli aus der Bestech... äh Portokasse), um dort eine standesgemäße Bananenrepublik aufzumachen, wo Berli dann Euer richtiger echter Diktator sein kann?

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Kabarett-reif- habe sehr gelacht. Gut gebrüllt, Löwe.
Kiss
MA