Mittwoch, Mai 23, 2007

Die Wissenschaft sagt: Wer Popmusik hört, ist dumm!

Erstmal muß ich mich entschuldigen, so lange nichts geschrieben zu haben. Es mangelte nicht an Themen, wohl aber an Zeit. Mit dem folgenden Eintrag trage ich mich schon ein Weilchen herum, aber jetzt muß er endlich raus:

Ich und viele andere wußten es immer und nun ist es endlich auch wissenschaftlich erwiesen: der Musikgeschmack sagt etwas über die Persönlichkeit eines Menschen aus und es ist möglich und wahrscheinlich, daß man einen Menschen aufgrund seines Musikgeschmackes richtig einschätzen kann!
Die erste Studie dieser Art wurde von den Sozialpsychologen Rentfrow und Gosling durchgeführt, im Rahmen derer sie einen Test entwarfen, der die genannten Korrelationen ergab: "Short Test of Music Preferences" oder STOMP.
Das gesamte Manuskript der Studie findet sich hier und ist sehr lesenswert.
Die wichtigesten Ergebnisse fasse ich hier zusammen:
  • Musik gehört zu den beiden liebsten und wichtigsten "Aktivitäten" der Befragten
  • die Befragten gehen davon aus, daß ihre musikalischen Präferenzen etwas über ihre Persönlichkeit aussagen (z.B. deutlich mehr, als ihr Filmgeschmack)
  • die Befragten sind der Meinung, das Musikgeschmack sehr viel (noch mehr, als über sich selbst) über die Persönlichkeit anderer schließen läßt
Die gesamte Musik wurde im folgenden in 14 Genres unterteilt, um die Befragten ihrem Musikgeschmack möglichst genau zuordnen zu können:
  • Blues
  • Jazz
  • Klassik
  • Folk
  • Rock
  • Alternative
  • Heavy Metal
  • Country
  • Soundtracks
  • religiöse Musik
  • Pop
  • Rap/HipHop
  • Soul/Funk
  • Elektro/Dance
Diese Genres konnten mit einer statistischen Methode gruppiert und diesen Gruppen bestimmte "musikalische Charakterdimensionen" zugeordnet werden. Die leider nicht gut lesbare Abbildung zeigt die Zuordnungen zu den Musikgenres:



Die "Charakterdimensionen" sind
  • komplex und reflektierend
  • intensiv und rebellisch
  • optimistisch und konventionell
  • energetisch und rhythmisch
Es wurden dann statistisch fundierte und komplexe Analysen auf Basis von Befragungen und umfangreichen Fragebögen durchgeführt und so die musikalischen Charakterdimensionen positiv oder negativ mit bestimmten menschlischen Charakterzügen korreliert:
Z.B. wurde die Dimension "komplex und reflektierend" positiv korreliert mit Offenheit für neue Erfahrungen, selbsteingeschätzter (nicht objektiv bestimmter!) Intelligenz, verbaler (nicht analytischer!) Fähigkeit und politischem Liberalismus; negativ korreliert wurden soziales Dominanzverhalten und Sportlichkeit.
Ein sehr schönes Ergebnis zur Dimension "intensiv und rebellisch" lautet ferner, daß, obwohl diese Dimension Musik enthält, die negative Emotionen betont, Personen, die Musik dieser Dimension bevorzugen, keine neurotischen oder unangenehmen Eigenschaften besitzen. Soviel zu den Vorurteilen über Metalhörer!
Jetzt zum eigentlichen Punkt: die Dimension "optimistisch und konventionell", die die Schrottgenres "Pop", "Country", "religiöse Musik" und "Soundtracks" enthält, hat mit Abstand die schlechtesten Werte bei den objektiven Tests zu kognitiven Fähigkeiten (verbal und analytisch) und wird bei den analytischen Fähigkeiten nur noch unterboten von...na? ... natürlich den "energetisch-rhythmischen", also Elektro-Honks, Soulfuzzis und Hiphoppern.

Wem der Sprachstil in der Studie zu anstrengend oder zu wissenschaftlich ist, der kann sich hier die Ergebnisse (auf Englisch allerdings) erklären lassen.

Ein (stark vereinfachtes) FAZIT der Studie lautet jedenfalls: Leute, die Popmusik hören, sind (tendenziell) eher dumm!

Naja, für diese Erkenntnis, zu deren Vollständigkeit noch fehlt, daß diese Leute außerdem einen schlechten Geschmack haben, hätte es nicht unbedingt einer 21 Seiten langen Studie bedurft, aber es ist doch immer schön, wenn die Wissenschaft die Alltagsbeobachtungen unterstützt, nicht wahr?
Und mit Klassik UND Metal gehört man auf jeden Fall zu den Gewinnern! ;-)

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