Mittwoch, Mai 30, 2007

Erziehung in der Philharmonie

In der Philharmonie zu Köln wird man als mündiger Bürger aber in den Augen der Konzertplaner offenbar unmündiger Musikkonsument schon seit geraumer Zeit erzogen, besser gesagt dazu vergewaltigt, "Musik"darbietungen zu lauschen, die überhaupt nicht zum sonstigen Charakter eines gegeben Konzerts passen, die aber nach der durchaus unerheblichen Auffassung der feinen Herren Beachtung verdienen und damit dem wehrlosen Publikum aufgezwungen werden.
Diese Art von besserwisserischer Arroganz und Herablassung, dieses "Wir müssen den Pöbel zu seinem Glücke zwingen"-Gehabe, ist wirklich zum Kotzen und eine bodenlose Frechheit und muß an dieser Stelle einmal gegeißelt werden.
Unlängst, am 18.5., besuchten wir die MusikTriennale, ein Konzert, bei dem Schubert und Schuman, zwei Romantiker, gespielt werden sollten...tja und eben Luciano Berio, ein italienischer Tonverbrecher, der erst 2003 starb und "bekannt für seine experimentellen Arbeiten" sowie einer der Pioniere der "elektronischen Musik" war. Also ideal passend zu den beiden Vorgenannten, nicht wahr?
Die Drangsalierung des Publikums wird aber seitens der Philharmonie dermaßen perfektioniert, daß man diesen "Lektionen" auch nicht entkommen kann. Würden sie am Anfang oder Ende gespielt, könnte man später kommen oder früher gehen, doch nein!, sie werden zielsicher in die Mitte und direkt hinter die Pause gesetzt, so daß man, wenn man das letzte Stück des Konzerts noch genießen will, dem wehrlos ausgeliefert ist.
So war es denn auch dieses Mal wieder. Meine Begleiterin war zwar von mir gewarnt worden, hatte sich das Kommende aber nicht so entsetzlich vorzustellen gewagt, wie es dann kam:
Zuerst gab es eine herrliche Symphonie von Schumann - wunderbare Musik, wacker musiziert, ein Genuß. Danach Pause. Und dann wurden wir zur tonalen Schlachtbank geführt, wo Berio allen Wohlklang, alle Anmut und alle Tugenden der Musik dahinschlachtete. Das "Werk" begann mit einer elenden, beißenden kleinen Sekunde, die einem Cello entquält wurde und steigerte sich zu einem infernalischen, hundsgemeinen Lärm - in etwa vergleichbar einer ADS-Schulklasse mit verstimmten Orff-Instrumenten, die die Geräusche eines Sackes, der mit zwei kämpfenen Katzen bestückt ins Wasser geworfen wird, begleiten. Es war bösartig, viehisch, monströs und hatte nichts, aber auch wirklich gar nichts mit Musik oder gar Kunst zu tun und ich empfinde Leuten gegenüber, die sich einreden, dies sei nun große Kunst, die gleiche Befremdung, wie gegenüber denjenigen, die vor einer Leinwand mit drei Strichen drauf stehen und dies für die Krönung der Malerei halten. Ich hielt es etwa 3 Minuten aus, bis sich meine Abscheu vor dem miserablen, elenden Gefiepe und mein Haß auf diese arroganten Fatzken von Konzertplanern derart gegenseitig aufgeschaukelt hatten, daß ich kurz vor einem Tobsuchtsanfall stand. Weil ich genau diese Entwicklung hatte kommen sehen, hatte ich vorgesorgt und nahm nun meinen mp3-Spieler mit den abdichtenden Ohrstöpseln, die einen vor der Außenwelt abschirmen, hervor und setzte meine "Auditüre" von Karl Mays Winnetou fort alldieweil meine Begleiterin neben mir, im Gesicht eine Mischung aus Ekel, Entsetzen und Entrüstung, zwanghaft versuchte, wegzuhören und/oder sich den Tod wünschte. Und selbst durch meine Ohrstöpsel bahnte sich bisweilen noch eine der ganz brutalen, hochtönend-penetrierenden Dissonanzen, doch endlich überstand ich die Tortur und konnte tatsächlich noch Schuberts Wandererphantasie, die den Abend beschloss, genießen.
Aber mal ehrlich: muß das sein?!?! Warum werden derartig verschiedene, unvereinbare Musikstile vermischt? Wieso nimmt man seitens der Philharmonie in Kauf, einem großen Teil der Zuhörer einen Teil des Abends zu verderben? Was bilden sich diese Fuzzis nur ein? Man gibt im Zweifel viel Geld für eine solche Karte aus, freut sich auf die Musik und es sollte einem die Souveränität zugestanden werden, seinen musikalischen Geschmack selbst zu definieren. Man möchte auf GAR KEINEN FALL von diesen Leuten erzogen werden und bedarf auch des Hinweises, daß es außer der Musik der Komponisten XY, derentwegen man eigentlich gekommen ist, auch noch den abartigen Lärm von Herrn YZ gibt, in keinem Falle und schon gar nicht in der Form, daß einem besagter Lärm auch noch während kostbarer Minuten, in denen auch gute Musik hätte stattdessen dargeboten werden können, aufgezwungen wird.
Wenn die Philharmonie für sogenannte moderne Musik werben möchte, dann soll sie ein paar Gratiskonzerte, im Rahmen derer ausschließlich diese Katzenmusik verbrochen wird, anbieten, oder an die normalen Konzerte am Ende noch eine entsprechende Zugabe anhängen, der eine ausdrückliche Warnung und die Gelegenheit, den Saal zu verlassen, vorausgeht.
Das jetzige Verfahren führt doch nur zum Trotz: ich werde kein einziges dieser Erziehungskonzerte mehr besuchen, ich habe die Schnauze voll davon, sondern mir stattdessen die guten Stücke derselben auf CD kaufen (dabei vermutlich noch Geld sparen) oder nur noch zu nicht verunreinigten Konzerten gehen, so es diese denn noch gibt....

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