Niemand sollte mehr fernsehen. Jemals. Jedenfalls nicht pro7
oder RTL. Oder irgendeinen anderen Sender, der seine Zuschauer mit einer
derartig reaktionären, scheißendämlichen, misogynen, anti-intellektuellen und die
gesamten Erfolge der Emanzipation in der Toilette ’runterspülenden Elefantenkacke
überkübelt, wie es das Format „Beauty & the Nerd“ darstellt.
Allein am Titel ist schon alles falsch und schlecht: die
Anspielung auf „Beauty & the Beast“ ist zum Kotzen, anmaßend und
nerdfeindlich, das Antitheton von „Schönheit“ und „Nerd“ (= Wissen/Befähigung)
ist irreführend, plattpolemisch und populistisch (es gibt auch schöne Kluge und
häßliche Dumme (Deine Mutter z.B.)), die Reduktion der antizipierten Protagonisten
auf gutes Aussehen (bzw. den Mangel daran) bzw. einen mit ungesellig machendem
Nischenfachwissen überfrachteten aber wenigstens irgendwann ’mal in einer
weiterführenden Bildungsstätte verweilt habenden Kopf (bzw. den Mangel daran)
ist peinlich, dumm und menschenverachtend.
Die Sendung selber (zumindest in den 15 min, die ich nach
zufälligem Dazugezapptsein den Konsum ertragen konnte) wird ihrem Titel natürlich
mehr als gerecht: es werden sogenannte (und ich meine wirklich so genannte und
gerufene) „Beautys“ – und damit sind klischeehaft auf „Ultraweibchen“
frisierte, angezogene, geschminkte und dressierte Dummtrullas gemeint – mit im
gleichen stereotypen Zug unverkennbar, also mit schiefen Zähnen,
fragezeichenartigen Körperhaltungen, unmöglichen Frisuren, wüsten Voll- oder
Flusenbärten, grotesken Brillen und Pullundern als solche zurechtgemachten „Nerds“
in irgendsoein Gulag im Ausland gesperrt. Die Beautys haben natürlich alle
ausschließlich Doofi-Berufe wie Saftschubse, Kosmetikerin, Kellnerin, Billoplünnenandrehse
und „Starlet“ (sic!) und können außer gut aussehen und beim Dummsein Highheels
tragen eigentlich nicht viel. Die Nerds sind selbstverständlich Mathematiker,
Physiker, Programmierer oder Techniker, haben dürre, falbe Körper,
fädchenartige Arme, sind geniert, verdruckst und vertrottelt und haben
möglichst noch nie eine echte Frau von nahe gesehen.
Je zwei dieser Klischeekreaturen müssen sich dann zu einem
Team zusammenschließen und bei irgendwelchen unmöglichen, dämlichen und
selbstverständlich menschenverachtenden Spielchen gemeinsam Punkte sammeln, so
daß die Teams mit den wenigsten Punkten nach und nach des Gulags verwiesen und
des letzte verbliebene mit reichlich Zaster versehen werden kann. Die „Spiele“ sind
ausschließlich dazu gedacht, die Unzulänglichkeiten der Archetypen vorzuführen,
damit sich der Zuschauer wahlweise darüber beömmeln kann, wie hoffnungslos die
rotzdumme Blondine bei selbst grundlegenden Physikkenntnissen versagt und noch
nicht mal fehlerfrei vom Skript ablesen kann oder wie der spargelige Mathematiker
mit den Biberzähnen genau 0 Liegestütze fertigbringt, aber dafür doof dabei
aussieht, wenn sich die vollbusige Brünette – er auf allen Vieren - einen Ritt
auf seinem knochigen Puckel gönnt.
Zwischendurch werden die Nerds noch durch Umerziehungs Umstylingbemühungen
gequält, die natürlich von einer überdrehten, quietschigen Quotentucke
überwacht werden und im Rahmen derer die zuvor eigens künstlich aggravierten
Nerdmerkmale entfernt und durch popkulturell angepasste und derzeit von der
dumpfen Masse als salonfähig betrachtete Details wie Gelfrisur, Kontaktlinsen
und die übliche Clownbekleidung heutiger Jungmänner oktroyiert werden. Wenn sie
dann als „neue Menschen“ wieder in Erscheinung treten, bricht der große
(geskriptete) Jubel aus, denn sobald ein Mensch besser (angepasst) aussieht,
ist er ja auch ein besserer Mensch, das ist ja bekannt.
Die Botschaft ist eindeutig: Schöne Frauen sind immer blöd. Kluge
(=nerdige) Männer sind immer schäbbig. Kluge Frauen sind selten und auch immer
schäbbig, sogar dann, wenn sie vorher mal schön waren und es wäre besser, wenn
es gar keine klugen Frauen gäbe, die verschwenden ja die ganze schöne Zeit, die
ansonsten mit Schönsein, Schminken, Lästern und Schuhekaufen zu verbringen
wäre.
Nerds wiederum hören auf, Nerds zu sein, wenn man sie mal
kämmt und auf Linie trimmt und die Trimmung auf Linie ist auch die einzige
Chance, die sie haben, jemals eine „echte“ (= schöne) Frau abzubekommen, da
echte Frauen auf keinen Fall an Gehirnen und Persönlichkeiten sondern nur an
Muskeln und gegelten Hirnabdeckplattenbepflanzungen interessiert sind.
Ich frage mich einfach nur: Wer guckt sowas?!?
Es ist furchtbar. Es ist schmerzhaft. Es ist peinlich. Da
verzweifelt man doch am Menschsein.
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